Das Hauptstadtrudel
Altdeutsche Hütehunde in Berlin

Fuchs Willi


Das ist Willi
 
 


Willi entdeckten wir zufällig auf der Internetseite des Tierheim Berlin , da hieß er noch "Wölfchen". Eigentlich wollten wir uns den Burschen  nur mal in Natura ansehen und einige Fotos vom ihm machen. Da er aber noch auf der Krankenstation lag (Verdacht auf Zwingerhusten) und wir dort nicht hinein durften, haben wir uns als Interessenten
ausgegeben. Man holte den Hund und übergab ihn uns, damit wir ihn näher kennenlernen konnten. Schon bei der Übergabe hat der Schlingel seinen ganzen Charme spielen lassen... er sprang an Bernd hoch und schlabbte ihn mit seiner Zunge durchs Gesicht und auch durch seinen vor Erstaunen offen stehenden Mund, gab ihm also so einen richtigen  feuchten Zungenkuß, so dass es um ihn geschehen war. Liebe auf den ersten Kuss sozusag
en.



Nach dieser Begrüßung stand für Bernd eigentlich schon fest, das er unser neues Familienmitglied wird und als ich dann aus *Wölfchen*,  den *Willi* machte, stand es fest:

Er kommt mit!

Der Willi war eine richtige Wundertüte. Anfänglich zeigte er sich sehr zurückhaltend, fast schüchtern. Er hielt sich dezent im Hintergrund und machte den anderen Hunden nichts streitig. Uns gegenüber war er liebenswürdig, aber ein bißchen stur. Wir waren schon optimistisch, dass er sich problemlos in unser Rudel einfügen würde. Aber man soll ja nie den Tag vor dem Abend loben. Es kam natürlich ganz anders.

Nach 14 Tagen bei uns kam Stück für Stück ein anderer Willi zum Vorschein. Er wurde immer selbstsicherer und wollte sich gegenüber uns und auch besonders gegenüber Dingo behaupten.


 
Scheinbar sind ihm in seinem alten Zuhause keine Grenzen gesetzt worden, denn er versuchte sich gegen Maßregelungen vehement zur Wehr zu setzen und dabei war er nicht zimperlich. Wenn man ihn an etwas hindern wollte oder von ihm die Durchführung eines Kommandos abverlangte und er wollte dem nicht folgen, dann ging er so weit, dass er uns anknurrte, uns ansprang - bis hoch ins Gesicht, knurrte und schnappte. Er biss zwar nicht zu, aber er drohte uns ganz offen, auch durch seine Körperhaltung und sein provokatives Anstarren. 

Willi wollte es wissen. Und er bekam wonach er verlangte.

Es war hart für uns und mir standen manches Mal die Tränen in den Augen, wenn Bernd ihn zum x-ten Mal am Boden fixieren musste, bis er sich beruhigte und der "irre Schleier" aus seinen Augen verschwand. Er wurde von uns nicht geschlagen, das hätte die Situation nur verschärft. Aber ihm wurde unmissverständlich klar gemacht, dass er uns körperlich und mental unterlegen ist.

Nach etwa drei Monaten waren die Verhältnisse geklärt und Willi entpuppte sich als aufmerksamer, lernfreudiger und lernwilliger Hund, erstaunlich intelligent und ein richtiger Schmusebär. Wahrscheinlich hat er nur darauf gewartet, dass er sich vertrauensvoll jemanden anschließen kann, damit er die schönen Seiten des Lebens genießen kann. Keine Verantwortung zu haben ist doch was Feines, da liegen die Prioritäten dann ganz woanders.



Es gab zwar eine Zeit lang noch ein paar Rückschläge in seinem Umgang mit anderen Hunde; er rannte zu fremden Hunden hin und stürzte sich einfach auf diese, ohne dass sie eigentlich eine Bedrohung für ihn waren - die fremden Hunde hatten ihn häufig noch gar nicht bemerkt. 

Daran musste intensiv gearbeitet werden und mit ein paar Tricks hat Bernd ihn dazu gebracht, dass wichtig erstmal alleine Herrchen ist. Und mit der Zeit hat er dann einfach gelernt, dass andere Hunde nicht per se eine Bedrohung für ihn sind, sodass er heute der "Hundesprache" entsprechend die Lage sondiert und nur, wenn der andere ihn herausfordert, sich der Auseinandersetzung stellt. Naja, es gibt natürlich so ein/zwei Spezies, die kann er bis heute nicht so vorbeiziehen lassen - aber da er mittlerweile recht gut im Gehorsam steht (klingt ja so hundeplatzmäßig - so richtig profimäßig  ), läßt er sich aus solch einer sich anbahnenden Keilerei einwandfrei abrufen.

Es gab natürlich noch eine Vielzahl von Baustellen bei Willi, an denen gearbeitet werden musste, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen, alles niederzuschreiben.



Erwähnt sei nur noch, dass er  und Dingo sich einige Kämpfe geliefert haben, die uns schon überlegen ließen, für Willi vielleicht doch ein anderes Zuhause zu suchen. Nach langen Überlegungen, Recherchen im Internet  und Gesprächen mit unserem Tierarzt haben wir ausgetestet, ob dieses Verhalten im Zusammenhang mit seinen Hormonen stehen könnte und haben zunächst die chemische Kastration eingeleitet - dass heißt, dass der Testosteron-Spiegel des Hundes chemisch abgesenkt wird. Und siehe da, die Aggressionsbereitschaft von Willi sank erheblich. Also haben wir ihn dann auch endgültig kastrieren lassen und die Kämpfe mit Dingo hörten auf. Auch seine Aggressionsbereitschaft anderen Hunden gegenüber sank erheblich. Gepaart mit entsprechenden erzieherischen Maßnahmen ist er dann auch zu einem umgänglichen Hund mit anderen Hunden geworden.

Dingo und Willi lieben sich nicht. Aber sie gehen sich gegenseitig einfach aus dem Weg. Manchmal, aber nur manchmal spielen sie sogar miteinander.

Mit Jenny hatte Willi  keine Probleme, aber Jenny wohl anfänglich mit ihm, denn Willi hat eine Art zu spielen, die von vielen Hunden fehlinterpretiert wird. Er ist in seinem Spiel sehr laut, brummt - einem Knurren nicht ganz unähnlich - und gibt noch so anderen düstere Laute von sich und er ist ein richtiger Grobian.

Es hat ein Weilchen gedauert, bis Jenny Willi's Sprache verstanden hat. Wenn er aber mal wieder so richtig aufdreht und ihr "hütehundemäßig"  zum siebenten Mal in die Haxen zwickt, dann sucht sie Schutz bei uns und dann ist's Schluss für ihn.

Willi ist einer unserer ganz besonderen Hunde - alle sind sie einmalig, die Schönsten und die Besten - aber nur einige sind ganz besonders, im positiven Sinne, so ähnlich wie die ganz groooße Liebe.

***
 
 
Seit dem 25.02.10 ist Willi nun der unumstrittene König, denn Dingo lebt nicht mehr.

Er vermisst ihn aber - das Salz in Suppe. Wie immer ist er mit erhobenen Schwanz ins Wohnzimmer stolziert und hat ihn nicht auf dem Sofa liegen sehen. Er hat die ganze Wohnung nach ihm abgesucht und war sichtlich verunsichert. Ob er um ihn trauert? Oder ob er sich in die Situation erstmal einfinden muss, dass er mit Dingo nicht mehr um Privilegien buhlen muss? Er hatte bis zuletzt Respekt vor ihm  und hat sich zurückgezogen, wenn Dingo ein Platz zuerst für sich beanspruchte, häufig mit Gemaule und Frustbellen, aber mit gehörigem Abstand. Nur wenn er Erster war, dann hat er das Privileg veteidigt. Und manchmal hat er auch noch versucht, Dingo anzumobben. Da hagelte es aber gleich ein paar deftige Worte von uns und er ließ es sein. Manchmal war es schon zum Piepen, wie er sich nach so einem Anmobbversuch sofort zu uns umdrehte - darf ich oder darf ich nicht?! Kam von uns keine Reaktion, folgte gleich nochmal so'n kleiner Rempler im Vorbeilauf - aber dann kam dann doch das "Lass das" und er wendete sich ab, zähneknirschend wohl. Dingo reagierte gar nicht mehr auf seine Rempler  - ich denke, der hat sich da voll auf uns verlassen, was er ja konnte.

Oder wenn er sofort Dingo unbedingt den Ball abnehmen musste; lag der Dingo allerdings auf seinem Platz und hatte den Ball demonstrativ vor sich platziert, dann hat er respektvoll Abstand gewahrt, aber versucht, durch Bellen ihn von dem Ball abzulenken oder versucht, ihn mit der Pfote zu angeln. Das war wirklich ein Schauspiel. Und wenn Dingo dann ganz großzügig war, hat er den Ball über die Kante seines Korbes auf den Boden plumpsen lassen und Willi hat ihn sich sofort siegesgewiss geschnappt. Man konnte richtig sehen, wie der Alte über den Hitzkopf gelacht hat. Manchmal hat er sich den Ball auch direkt aus dem Maul wegnehmen lassen, ohne zu murren  - einfach so. Es schien immer mal wieder so, als würden die beiden doch noch ein Herz und eine Seele; aber kaum hatte man den Gedanken zu Ende gedacht, da hatte Willi schon wieder einen Grund gefunden, mit Dingo  zu stänkern - für uns Menschen unangemessen; aber was wissen wir schon über gebührliches oder ungebührliches Verhalten unter Hunden - Schema F , laut Hundebuch oder Hundexperte XY, funktioniert nicht wirklich, weil jeder Hund seinen ureignensten Charakter hat.

Es kam nur noch ein einziges Mal zu einer ernsteren Attacke gegen Dingo - wie sollte es anders sein, es ging um vermeintliches leckeres Futter in der Küche. Jedoch trug Dingo keine einzige Verletzung davon, während Willi ein paar ordentliche Schrammen und Löcher hatte. Dingo war aber zu dem Zeitpunkt schon so wackelig auf den Beinen, dass er vermutlich vor Schmerzen so heftig zuhackte. Denn ich konnte beobachten, dass er auch ein paar Wochen später einen Goldi, der versuchte bei ihm aufzureiten, so heftig abwehrte, dass er mit den Zähnen in dessem Geschirr hängenblieb. Der Goldi hatte Glück, dass es nur das Geschirr war.

Bin mal gespannt, wie sich Willi nun weiter entwickelt, nachdem der Chef nicht mehr da ist.

***
Ihr werdet es kaum glauben, aber Willi hat um den Dingo richtig getrauert. Er war tagelang regelrecht verstört und hat sich beim Gassigehen immer wieder umgedreht, wo denn der Alte abbleibt. Er wollte auch immer wieder schnell nach Hause um dann hinter der Couch nachzusehen, ob er nicht da liegt. Er war insgesamt sehr, sehr ruhig, was für Willi außergewöhnlich ist.

Nach einer Woche hat er es aber offenbar akzeptiert, obwohl er doch noch manchmal einen Blick hinter die Couch wirft oder den Platz von Dingo abschnüffelt.

Bei uns ist es um Ecken ruhiger geworden. Schon manchmal ein bißchen unheimlich ruhig. Das Gewusel fehlt. Und beim Spaziergang ist es fast schon öde, so gemächlich geht es zu. Willi klebt außerordentlich, scheinbar fehlt die Motivation, sich produzieren zu müssen. Es gibt keine Wettkämpfe mehr, wer von den beiden der Schnellere ist. Mit Jenny rennt er zwar auch um den Ball, aber mir schien, im Dreierpack war da weitaus mehr Elan drin.

Dennoch bleibt es nun nur bei zwei Hunden - es sei denn, plötzlicher Reichtum käme über uns.

***

Nun  sind einige Monate seit Dingos Tod vergangen und Willi hat sich weiterhin verändert. Er ist insgesamt weitaus gelassener. Und er ist erstaunlicherweise inzwischen häufiger geneigt, sich von uns weiter zu entfernen, als zu Zeiten von Dingo. Wenn er früher höchstens 20 m voraus lief, so kann es heute sogar schon mal sein, dass er 100 m voraus läuft. Allerdings dreht er dann auch schon wieder bei und kommt im schnellen Trab heran. Er behält uns nach wie vor immer im Auge und wehe, wir sind nicht mehr in Sicht!

Vielleicht liegt es ja auch am gesetzten Alter, dass er um einiges ruhiger geworden ist und hat weniger mit Dingo zu tun. Vielleicht ist es auch beides. Inzwischen hat er auch nur noch ganz selten den Wunsch, die Jungrüden zu Maßregeln. Selbst wenn ihn die Schnösel unangemessen ungestüm anrempeln, wehrt er dies völlig angemessen mit einer kurzen Drohgebärde ab und geht seines Weges.

Ich denke, die Altdeutschen brauchen ihre Zeit, bis sie so richtig glasklar im Kopf sind. Länger als andere Hunde, scheint mir. Aber wenn sie es dann sind, sind sie traumhaft - weder trottelig bis zur Peinlichkeit noch überspitzt dass man Hundebegegnungen aus dem Weg gehen muss. Knackige, klare Ansagen und gut ist es. So mag ich das. Dingo war darin ein As  und Willi scheint ihm nachzueifern. Allerdings muss man den Altdeutschen tatsächlich diese Zeit geben, sich runterzukühlen. Und in der Zwischenzeit hilft nur, ganz hart am Gehorsam des Hundes zu arbeiten, um ihn aus einer sich anbahnenden Rauferei abrufen zu können.

Südfrankreich war noch einmal so ein richtiges Aha-Erlebnis für uns, wie Willi inzwischen mit den Schnöseln umgehen kann. Denn hier tauchte täglich ein junger Australian Shepherd Rüde auf, mit dem Willi gerne ausgiebig spielte.



Wir möchten an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ein "toller Hund" nicht von heute auf morgen von selbst sozusagen herbeigeschnipst werden kann, sondern dass das ein langer Prozess des Beobachtens, des Erziehens, des Zusammenwachsens ist. Ein Jahr ist keine Zeit. Nicht alles, was man anfänglich glaubte, in dem Hund zu sehen, hineinzuinterpretieren, stellt sich als wahr heraus. Man muss auch mal bereit sein, sein gewähltes Erziehungskonzept umzuwerfen. Manchmal muss man aber auch konsequent daran festhalten, denn manche Hunde brauchen etwas länger, bis es "Klick" macht.

So hat z.B. Willi ein gutes halbes Jahr gebraucht, bis er erstmalig auf den Straßen ohne Leine laufen durfte - in seeeehr verkehrsarmer Gegend - und nochmal ein weiteres halbes Jahr, bis er wirklich straßensicher wurde.

Was uns aber z.B. immer noch nicht gelungen ist, ist das Gekläffe von Willi abzustellen, sobald das Auto steht und der Motor abgeschaltet wird - da ist der Hund in solch einer Erregungslage, dass er völlig unzugänglich ist. Vielleicht finden wir ja noch das Mittel zum Zweck.

Solange müssen wir uns damit abfinden, dass der komplette Wohnblock Bescheid weiss, dass wir zuhause angekommen sind .

Alles wird gut!!!


***

 
Und wieder ist einige Zeit vergangen. Willi's HD macht sich nun so langsam bemerkbar. Ihm bereitet nach längeren Spaziergängen das Springen Mühe. Er hat also Schmerzen. Wir werden sehen, wie sich das noch weiter entwickelt. Hoffen wir mal, dass er mit einigen Zusatzmittelchen und ab und an Schmerzmitteln noch lange beweglich bleibt. Eine OP wird wohl das letzte Mittel sein - aber ich denke, wir werden diese bei ihm in Erwägung ziehen. Er ist jetzt ca. 6/7 Jahre alt und wir hoffen, dass wir ihn nochmal solange haben werden. 

Ansonsten: Er ist immer noch der Gleiche. Jungspunde findet er nach wie vor doof, die muss er immer mal wieder maßregeln. Gestandene Rüden respektiert er und er geht hier lieber einem Streit aus dem Weg *guter Hund*. Er ist ein außerordentlich umgänglicher Hund geworden; bei Fremden freundlich zurückhaltend, bei Bekannten verschmust bis manchmal aufdringlich, aber immer charmant .  Interessanterweise haben die meisten vor ihm anfänglich Angst - wohl wegen seiner schwarzen Maske und weil er dazu neigt, bei Aufgeregtheit zu bellen. Wenn sie ihn dann aber näher kennengelernt haben, ist er der Beste - besser als Jenny .


***

Januar 2016

Jenny ist tot. Der Willi bleibt alleine zurück.

Er war dabei, als Jenny bei uns zu Hause eingeschläfert wurde. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er nicht verstanden hat, was eigentlich passiert ist. Er zeigte hinterher  auch keine Trauer oder hat nach Jenny gesucht. Er ist zwar insgesamt etwas ruhiger, aber eine merkliche Trauer konnte ich nicht feststellen. Bernd meinte zwar, er sei anders, aber wie anders, konnte er so nicht direkt beschreiben. 

Wir werden wohl erst einmal keinen zweiten Hund dazu holen. Es ist zwar sehr gewöhnungsbedürftig, nur mit einem Hund spazieren zu gehen, aber es hat auch einige Vorteile. Man muss nicht seine Augen vorne und hinten haben. Wir werden ja auch nicht jünger . Obwohl Jenny ja nie ein Problem darstellte, was den Gehorsam oder die Begegnungen mit anderen Hunden anbelangte. Die letzten Jahre war auch Willi keine Hürde mehr. Er ging und geht eigentlich am Liebsten unbekannten Hunden aus dem Weg; selbst Jungrüden sind für ihn kein Augenbrauenzucken mehr wert. Man merkt ihm an, dass er ein Senior wird. Im April wird er auch schon 10 Jahre alt, der alte Sausack . Grau ist er um die Schnute geworden. Auch am Kopf insgesamt erkennen wir, dass er nicht mehr so knackig ist. Aber im Spiel benimmt er sich wie ein Einjähriger, da stehen alle Antennen auf Empfang und die Körperspannung wird voll gehalten wie ein Jungspund. Ich finde ihn so Bombe, den Roten Düvel, er ist einfach ein wirklich Top-Hund geworden. Wollen wir mal hoffen, dass er körperlich noch lange gut drauf ist.





***

 
09.09.2016

Willi ist tot.

Wir dachten, er würde uns noch lange erfreuen, aber leider kam es ganz anders. Wir hatten ja nach Jenny's Tod berichtet, der Willi wäre ruhiger geworden, eben einem Senior angemessen. Tatsächlich war es aber wohl der Krebs, der ihm die Energie raubte. Anfang August brach Willi zusammen;  er wollte nicht mehr aufstehen. Der Tierarzt stellte Flüssigkeit im Bauchraum fest. In der Tierklinik dann das niederschmetterende Ergebnis: großer Tumor an der Leber und ein kleinerer an der Milz und die Flüssigkeit im Bauchraum war Blut. Wir haben ihn operieren lassen, trotz schlechter Prognose und des Abratens von drei Tierärzten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die OP hat der  Willi gut überstanden. Es sah so aus, als käme er wieder auf die Beine; er war agil und fraß wie ein Scheunendrescher. Die Blutwerte waren nach der massiven Anämie wieder im grünen Bereich. Nach einer Woche dann das Ergebnis der Tumoruntersuchungen: bösartig mit Mikrometastasen  - defacto: der Krebs wird wohl schon überall sein.  In der dritten Woche kam dann der Keulenschlag: Willi hatte wieder Flüssigkeit im Bauchraum. Die Tierärzte haben uns erneut geraten, ihn gehen zu lassen. Wir haben ihn heute einschläfern lassen, den tapferen Roten Düvel.

Der Willi wird nicht beerdigt sondern auf Wunsch von Herrchen verbrannt und seine Asche an seinem Lieblingsausruhplatz unter einem schattenspendenden Baum verstreut.

Wir sind sehr traurig, dass sein Leben so früh geendet hat.

Auch wenn die OP letztendlich nur einen Zeitgewinn von knapp vier Wochen für Willi gebracht hat, bin ich froh, dass ich mich von ihm in Ruhe habe verabschieden können. Wir haben uns die letzte Woche von der Arbeit frei genommen, um diese  Zeit mit ihm noch einmal intensiv verbringen zu können.

Ich glaube, er wollte noch nicht sterben, er hat alles versucht, um seine lezten Kräfte zu mobilisieren. Und manchmal hatte ich den Eindruck, er wollte, dass wir ihm nochmal helfen, denn es zog ihn immer zum Auto meines Papas, mit dem wir ihn damals in die Tierklinik gefahren haben.


Der Willi war ein Hund, der  uns viel abgefordert hat, positiv wie negativ. Die negativen Ereignisse der ersten Jahre sind verblasst und vieles erscheint heute nicht mehr so dramatisch, wie damals von mir empfunden. Aber gerade, weil er so ein "Widerling" war und wir uns mit vielen Menschen anlegen mussten, die sein aufbrausenden Wesen nicht "ertragen" konnten, ihn als "Bestie" betitelten, oder wahlweise uns als Tierquäler, wenn wir ihn begrenzen mussten, war er uns so nahe, wie kaum ein anderer Hund zuvor (bei mir mein Neufi Pakito ausgenommen). 

Alle meine Hunde sind noch präsent, ihr Charakter, ihre Missetaten, die Freude, die sie uns bereiteten - aber der Willi ist einer von den ganz besonderen gewesen.




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